Orgelprospekt

KOnzeptbeschreibung durch das Künstlerehepaar Christoph Herndler & Mary Fernety, Gaspoltshofen/Oberösterreich

„Es kam mir darauf an, den Geist von heute in die Ordnung der Gotik zu bringen.“ (Markus Prachensky)

 

Die Gestaltung des Prospektes der neuen Orgel reagiert zum einen auf den bestehenden Orgelbauplan der Firma Kögler und zum anderen auf die architektonische Gegebenheit des gotischen Kirchenbaus.

 

Die Gestaltung sucht eine Verbindung zum historischen Kontext und transponiert diesen in einen zeitgenössischen Wahrnehmungsraum. Dabei bilden die Gegensatzpaare amorph/kristallin, symmetrisch/asymmetrisch, regelmäßig/unregelmäßig, reflektierend/absorbierend den formalen Ausgangspunkt.

 

Wenn im Gegenüber der Orgel die Prachensky-Fenster einen farbigen, amorphen Pol bilden, dann schafft der Prospekt der Orgel durch Farbgebung aber auch durch seine geometrisch-kristalline Formstrenge einen Gegenpol. Gleichzeitig spielt auch genau dieser Gegensatz von amorph und geometrisch-kristallin im gestalterischen Prinzip für den neuen Prospekt eine entscheidende Rolle.

 

Um den Brückenschlag von der an eine historische Orgelgestalt angelehnten Bauweise hin zu einer zeitgenössischen Formensprache zu schaffen, setzen wir dem symmetrischen Orgelkörper eine asymmetrische Struktur entgegen.

 

Ohne auf bauliche Maßnahmen einzugreifen, wird allein durch eine spezifische Farbgebung das äußere Erscheinungsbild der Orgel wesentlich transformiert. Ziel dabei ist, das Instrument nicht so zu bemalen, dass es die in ihm offensichtlich angelegte symmetrische Struktur verstärkt, sondern durch die Bemalung das Augenmerk auf jene Aspekte zu lenken, die in der gleichen Struktur darüber hinaus auch noch anzutreffen sind.

 

Allein das in den zylindrischen Metallpfeifen reflektierte Licht der Umgebung sprengt den symmetrischen Raum der Orgel. Sogar die symmetrische Anordnung der Pfeifen selbst entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als asymmetrisch, da ja keine der Pfeifen wirklich gleich lang sein kann.

 

In gleichmäßig senkrechten Streifen aufgetragen wird das bereits in der Oberfläche der Metallpfeifen sichtbare Reflexionsmuster in abstrahierter Weise fortgesetzt. Dabei entsteht durch diese Betonung der Vertikalen ein augenfälliger Bezug zur Gotik.

 

So wie sich der statische Anblick einer Orgel erst im Klangfluss scheinbar zu lösen beginnt, öffnet hier der visuelle Effekt die Geschlossenheit der Symmetrie.

 

Die „Franziskusorgel“ ist so gesehen nicht nur Instrument sondern gleichermaßen Notation. Als Schnittstelle zwischen den Künsten vereint sie in ihrer Gesamtheit Handwerk, bildende Kunst und Musik.